Rieden – das höchste Gut
Es ist eine altbekannte Weisheit, dass manche Weinbergslagen – natürlich bei sorgfältiger Pflege – kontinuierlich bessere Qualitäten als andere hervorbringen. Und die Weine daraus ihre Herkunft widerspiegeln. Im Kamptal tragen manche Rieden* schon seit Jahrhunderten Namen, wie zum Beispiel Käferberg, Loiserberg, Heiligenstein, Schenkenbichl, Steinhaus oder Steinmassl. Dass die Benennung der Lagen nicht nur als Orientierungshilfe Sinn macht, sondern auch den individuellen „Geschmack der Herkunft“ definiert, davon kann man sich bei einer Verkostung der Lagenweine, etwa in den Vinotheken, überzeugen.
Alle Kamptaler Rieden auf riedenkarten.at
Unten finden Sie exemplarisch einige der Kamptaler Rieden beschrieben. Aber es gibt natürlich noch viel mehr! Insgesamt kennt man 150 Weinbergslagen, dazu noch einige Subrieden. Eine Übersicht all dieser Rieden mit zusätzlichen Informationen wie Größe, Ausrichtung, Höhenmeter und Fotos findet man auf riedenkarten.at. Alle gesetzlich festgelegten Weinherkünfte Österreichs sind dort auf einer interaktiven Karte zusammengefasst. Topologische und geologische Karten des Kamptals finden Sie auf der Seite der ÖWM.
*“Ried“ ist die die österreichische Bezeichnung für eine abgegrenzte Weinbergsfläche mit gleichen geographischen, bodenmäßigen und kleinklimatischen Voraussetzungen, oft auch (Einzel)Lage genannt.
Ried Ametsberg, Lengenfeld
Nordwestlich von Lengenfeld in einer Seehöhe bis zu 400 Metern gelegen, stehen die Reben hier auf kalkfreier Felsbraunerde aus verwitterten, kristallinen Festgesteinen des Erdaltertums wie Glimmerschiefer und Gneis. Lokal sind die Gesteine von Resten von jungem Löss bedeckt.
Ried Bernthal, Schönberg
Von Schönberg weg schwingt sich das Bernthal nach Westen dem Weinort Mollands empor. Tiefgrundige, wasserspeichernde Löss-Lehm-Böden sowie windgeschützte Terrassen mit Morgensonne bilden beste Bedingungen für kräftige, volle Grüner Veltliner mit reifer Fruchtausprägung als auch für gehaltvolle, weiche Rotweine.
Ried Dechant, Langenlois
Der Boden ist durch tiefgründigen Löss gekennzeichnet, wodurch eine optimale Wasserversorgung der Rebstöcke möglich ist. Durch ihre südöstliche Ausrichtung ist die Lage vom Nordosten her windgeschützt, was eine gleichmäßige Reifung der Trauben ermöglicht und den Dechant zu einer guten Rotweininsel des Kamptals macht.
Ried Gaisberg, Zöbing, Kammern und Strass
Der Gaisberg ist der südöstlichste Ausläufer des Manhartsbergs und schließt östlich an den Heiligenstein an. Von diesem Punkt ostwärts und südwärts herrschen komplett unterschiedliche geologische und klimatische Verhältnisse. Im unteren Teil der Ried, am Hangfuß liegt kalkiger Tschernosem (Schwarzerde) aus Löss mit etwas Kristallinschutt über Löss über Kies. Der Boden dort ist eine kalkhaltige Lockersediment-Braunerde aus Sand mit hohem Stein- und Grusanteil. Im höheren Teil der Ried steht Gneis mit Linsen von Amphibolit an, lokal sind Reste von Löss erhalten. Wo der Fels zutage tritt, bildet sich Felsbraunerde, die über dem Gneis kalkfrei ist, im Bereich der Amphibolite jedoch auch kalkig sein kann.
Ried Grub, Kammern
Kessellage zwischen Heiligenstein und Gaisberg, die von drei Seiten windgeschützt und nach Südwesten geöffnet ist. Vor 20.000 Jahren diente diese geschützte Lage Mammut- und Rentierjägern als Lagerplatz. Der kalkhaltige Boden ist aus Löss entstanden und von der Konsistenz lehmig-sandiger Schluff, lokal mit eingelagerten Kies- und Grusschnüren. Ein ideales Terroir für feine Grüne Veltliner.
Ried Heiligenstein, Zöbing
Der Heiligenstein mit seinem rötlichen, verwitterten Wüstensandstein und den Konglomeraten aus Vulkanbestandteilen ist eine der besten Riesling-Lagen im Anbaugebiet. Zwischen den Rebflächen findet sich eine Flora und Fauna, wie sie sonst nur in weit südlicheren, mediterranen Gegenden anzutreffen ist. Das harte Muttergestein gibt die lagenspezifischen Mineralstoffe in die Traube ab und schafft Terroir-bestimmte Weine. Die muschelförmige nach Süden geöffnete Kessellage bildet ein besonderes Mikroklima, das die sortentypischen Fruchtaromen im Riesling Kamptal DAC fördert.
Ried Käferberg, Langenlois
Die Lage Käferberg liegt am oberen Ende eines Osthanges, auf ca. 300 Meter Seehöhe im Norden von Langenlois. Im Mittelteil des Hügels herrscht Lössboden vor. Hier wechseln sich verschiedene Bodendeckschichten ab. Neben leicht sandigen Zonen gibt es schwere Tonböden, dazwischen findet man immer wieder Gföhler Gneis. Am Käferberg herrscht ein ganz eigenes, kühleres Mikroklima, das neben den unterschiedlichen Böden den besonderen Reiz der Lage ausmacht. Durch dieses Klima wird es möglich, dass die Veltliner-Trauben so lange an den Rebstöcken hängen können, bis sie ihre physiologische Reife erreicht haben. Dadurch speichern sie eine Menge Mineralik und entwickeln sich zu finessenreichen und eleganten Weinen.
Ried Kalvarienberg, Schönberg
Der weit in das Kamptal ragende Kalvarienberg zwingt den Kamp nicht nur zu einem weiten Bogen, sondern schließt auch die Kessellage des Ortes Schönberg nach Norden hin ab. Die südlich ausgerichteten Weingärten werden so vor den kalten Winde aus dem Waldviertel geschützt, werden aber in der Nacht vom vorbeifließenden Kamp abgekühlt – perfekte Bedingungen für gehaltvolle Grüne Veltliner und Rieslinge. Die Terrassen auf Verwitterungsboden aus Silikatgestein und teils meterdicken Auflagen von verschwemmten Lösslehm lassen außerordentlich reife und druckvolle Weine entstehen. Die kulturelle Besonderheit dieser Lage ist der zweiseitige Kreuzweg mit einer gemeinsamen Kreuzigungsgruppe, die nahezu einzigartig in Europa ist.
Ried Karl, Etsdorf
Auf einer Seehöhe von ca. 300 m, also recht hoch über Etsdorf, liegt die vom Wald begrenzte Riede Karl. Namenspatron der Lage war nicht etwa ein Herr Karl, sondern das althochdeutsche Wort „Kar“, das Gefäß bedeutet und topografisch für kesselförmige Eintiefungen am Berg benutzt wurde. Die Weingärten werden hier vorwiegend in Terrassen und leichten Hanglagen kultiviert und bestehen aus Löss- und Schotterböden. Die traditionsreiche Riede ist bekannt für ihre eleganten, feinen Grünen Veltliner und Rieslinge.
Ried Kellerberg, Mittelberg
Die 18,5 Hektar große Riede Kellerberg ist die Prestige-Lage in Mittelberg und erstreckt sich von 350 auf 420 Meter Seehöhe. Nicht nur die alten Weinkeller finden hier ihren Platz, auch einige der besten Weingärten. Der Boden entstand im trockenen, kalten Klima der Eiszeit. Diese Böden leiden kaum unter Trockenheit, da der Löss ein enormes Feuchtigkeitsreservoir bietet.
Ried Kittmannsberg, Langenlois
Mit einem „Gipfel“ von 345 m Seehöhe eine der höchst gelegenen Rieden im Kamptal. Von oben blickt man in einen weiten Kessel, der sich gegen Südosten ins Langenloiser Becken öffnet und die Weingärten vor den Winden aus dem Waldviertel schützt. Die Böden sind tiefgründig, stark kalkig und bestehen aus lehmig-sandigem Schluff, der sich aus dem weit verbreiteten und mehrstöckig aufgeschichteten Löss bildet. Eine gute Lage für besonders konzentrierte und vielschichtige Veltliner.
Ried Kogelberg, Zöbing
Der Zöbinger Kogelberg ist ist ein Ausläufer des Waldviertler Hochplateaus und eine der nördlichsten Spitzenlagen im Kamptal. Der Südhang ist in Terrassen gegliedert und die großen Temperaturunterschiede zwischen extremer Sonneneinstrahlung am Tag und frischer Waldviertler Nacht fördern die Feinfruchtigkeit des Weines. Den Gesteinsuntergrund bilden kristalline Gesteine („Urgestein“), vorwiegend Glimmerschiefer und Amphibolite. Eine Kombination die den hier wachsenden Rieslingen einen frischen, nördlichen Zug verleiht.
Ried Lamm, Kammern
Südöstlicher Hangfuß des Heiligenstein und einer heißesten Lagen im Kamptal. Der Boden ist der Namensgeber dieser Riede: Der „Loam“ oder „Laam“, sprich Lehm, bildet zusammen mit Löss in den fruchtbaren, tiefgründigen Untergrund. In den höheren Partien zum Heiligenstein hinauf treten die unter Löss liegenden Schluff- und Sandsteine der Zöbing-Formation zu Tage. Viele Spitzenweingüter kultivieren hier ausdrucksstarke und vielschichtige Veltliner.
Ried Loiserberg, Langenlois
Der Loiserberg ist die westlichste Erhebung in Richtung Waldviertel und genießt damit ein ganz besonderes Mikroklima: Während seine sonnenexponierten Terrassen als Hitzepol bekannt sind, werden hier die Reben gleichzeitig und ständig von kühleren Winden aus dem raueren Waldviertel umspült. Dieser Mix aus warmer und kühler Luft ist für die Ausprägung der Aromatik besonders hilfreich. Der süd- bis südostseitig gelegene kristalline Gesteinsboden mit besonders dünner Humusauflage bietet den Reben eine karge Unterlage, sodass die Wurzeln tief in den felsigen Untergrund eindringen müssen, um die erforderlichen Nährstoffe zu beziehen. Diese erschwerte Nährstoffaufnahme führt zu Weinen mit sehr ausgeprägtem, vielschichtigem Charakter und tiefer Fruchtigkeit.
Ried Renner, Kammern
Westlicher Hangfuß der Lage Kammerner Gaisberg, durch den Hohlweg getrennt von Lamm. Der Boden ist kalkhaltig und besteht aus lehmig-sandigem Schluff, der sich auf Löss, vermischt mit Schwemm- material der kristallinen Gesteine im Hintergrund, wie Gneis, Amphibolit und glimmeriger Schiefer, gebildet hat. Eine ideale Lage für frische, leichte Grüne Veltliner.
Ried Schenkenbichl, Langenlois
Die Lage Schenkenbichl weist ein durchgehendes tiefgründiges Bodenprofil mit seltener verbraunter Schwarzerde auf. Dadurch können die Reben besonders tief wurzeln und nehmen die Nährstoffe und Mineralien aus verschiedensten Bodenschichten auf. Die luftige Südlage begünstigt den Durchzug westlicher, warmer Winde. So können die Trauben hier im völlig gesunden Zustand bis in den Spätherbst hängen, um die entsprechende natürliche Konzentration zu erreichen. Dementsprechend bringen hier Veltliner-Rebstöcke alljährlich Weine von besonderer Dichte, Mächtigkeit und Ausdrucksstärke hervor.
Ried Seeberg, Langenlois
Im Westen des Orts Zöbing gelegen und nach Süden ausgerichtet, liegt die Riede Seeberg auf ca. 300 Meter Seehöhe. Klimatisch betrachtet steht die Lage bereits unter dem Einfluss des kühlen Waldviertels. Das besondere Spannungsverhältnis zwischen heißen Tagen und kühlen Nächten lässt die Trauben langsam reifen und in den Weinen eine hohe Fruchtigkeit hervorbringen. Sand und Lehm wechseln sich hier mit bis knapp an die Oberfläche reichenden Schiefereinschnitten ab. Dieser Mix sorgt für feinfruchtige, würzige Weine mit guter Konzentration und kommt vor allem dem Riesling Kamptal DAC sehr entgegen.
Ried Spiegel, Gobelsburg und Langenlois
Der Spiegel, eine nach Süden ausgerichtete Lage auf ca. 250 Meter Seehöhe, ist von der Donau aus gesehen der Stadt Langenlois vorgelagert. Hier liegt eine mächtige Löss-Schicht (bis zu 40 Meter), die an der Oberfläche sandig und leicht ist. Dank der tiefgründigen Böden können die Rebstöcke hier sehr tief wurzeln und überstehen damit auch lange Trockenperioden unbeschadet. Entsprechend dem Bodentypus gedeihen hier besonders konzentrierte und vielschichtige Grüner Veltliner Kamptal DAC.
Ried Stangl, Straß im Straßertale
Stangl ist eine Südkessellage, die die Fortsetzung des Wechselbergs bildet. Sie setzt sich zusammen aus Löss-Lehmboden und sandhaltigem, kalkfreiem Ton in den verschiedensten Ausprägungen, der durch Eisenverbindungen gelb-braun gefärbt ist. Durch die Beschaffenheit der Böden und das besondere Mikroklima der Kessellage finden die Rebstöcke ideale Voraussetzungen.
Ried Stein, Engabrunn
Nach Süden ausgerichtete Hanglage oberhalb von Engabrunn. Unter der Decke aus Löss verbergen sich auf engem Raum verschiedene Gesteine: Schotter eines des Meeres, das hier vor etwa 16 Millionen Jahren lag, und harter Gföhler Gneis aus der Gruppe der alten, kristallinen Gesteine. Letzterer ist wohl für den Namen verantwortlich.
Ried Steinhaus, Langenlois
Der Oberboden besteht aus einer sehr geringen Auflage (bis zu 40 Zentimeter) aus lehmigem bis sandigem Ton im Zusammenspiel mit Gneis und Glimmerschiefer. Durch die vulkanischen Einschnitte werden relativ viele lose Steine an die Oberfläche befördert. Dies hat einerseits eine erschwerte Bodenbearbeitung zur Folge, andererseits ermöglicht der hohe Steinanteil eine Speicherung der täglichen Sonnenenergie und deren Abgabe auch in die Nacht hinein. Dies führt zu einer besonders gleichmäßigen Reifung und Ausprägung der Terroir-geprägten Aromatik, die Weine wirken aber leichtfüßig und verspielt.
Ried Steinmassl, Langenlois
Im Westen der Stadt Langenlois werden die Hänge steiler und die Böden steiniger. Die Riede Steinmassl, auf ca. 300 Meter Seehöhe, liegt auf einem dieser Hänge nach Südost ausgerichtet und ist so von kühlen Winden aus dem Westen und Norden geschützt. Der Unterboden besteht aus Gföhler Gneis mit leicht verwittertem, silbrig glitzerndem Glimmer. Die Braunerde ist mit überdurchschnittlich vielen Steinen durchsetzt, die die Arbeiten im Weingarten erschweren. Das lose Gestein hat aber auch Vorteile. Es ist ein hervorragender Wärmespeicher und setzt seine wärmeausstrahlende Wirkung auch nach Sonnenuntergang fort.
Ried Tanzer, Reith und Schiltern
Die Rotweinlage ist durch tiefgründigen Lehm-Lössboden gekennzeichnet, der auf einer mächtigen Schicht des Gföhler Gneis gebettet ist. Der Weingarten befindet sich auf einer leichten Erhebung und ist sehr luftig, dadurch können hier die Trauben im Herbst besonders lange gesund hängen bleiben.
Ried Wechselberg, Straß im Straßertale
Der mächtige Wechselberg erhebt sich an der östlichen Lehne des Straßertals und ist nach Süden ausgerichtet. Die Böden sind Verwitterungsböden des Kristallins der Böhmischen Masse bzw. kristalline Schiefer. Durch die Ausrichtung dieser Lage hat man den ganzen Tag eine intensive Sonneneinstrahlung. Aufgrund der Höhe des Wechselbergs herrscht hier ein besonderes Mikroklima, eine sanfte Brise bringt in den Nächten eine Abkühlung der heißen Sommerluft. Dadurch entsteht ein Temperaturunterschied, der wiederum einen hervorragenden Ausbau von Aromastoffen in der Traube gewährleistet. Ein Umstand, der es fast zur Pflicht macht, in den Weingärten des Wechselbergs Grüne Veltliner und Rieslinge zu pflanzen.
Ried Wechselberg Spiegel, Straß im Straßertale
Von den frühen Morgenstunden bis zum Abend liegt diese Einzellage in intensiver Bestrahlung der Sonne. Da diese Steillage in einem geologischen Kessel liegt, staut sich im Herbst der Nebel, sodass der Rebstock über das Blatt zusätzlich Feuchtigkeit aufnehmen kann, was wiederum zu einer enormen, wunderschönen Aromaentwicklung im Wein führt. Die Bodenformation besteht aus Millionen Jahre altem Schiefer, der durch hohen Druck aus Ton und Schlamm in der Tiefsee entstanden ist. Dieser Boden besitzt ein ausgezeichnetes Wärmespeichervermögen – eine ideale Voraussetzung für den Riesling Kamptal DAC.
Ried Wohra, Engabrunn und Etsdorf
Die gerade einmal zwei Hektar große Riede liegt ganz im Südosten den Weinbaugebiets Kamptal und bildet die Grenze zum Nachbargebiet Wagram. Auf knapp 200 m Seehöhe ist hier noch einmal der Gföhler Gneis dominant, worüber sich vor allem hochkarätige Rieslinge mit mineralischer Charakteristik freuen.